Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32
Die Show wurde mit überraschend vielen Kameras mitgefilmt. Der Grund dafür dürfte die technische Infrastruktur des ROH sein.
Sorry, aber das ist nicht mehr als eine Vermutung deinerseits. Wenn du sie belegen kannst, lasse mich das gerne wissen. Erstens: Es können noch so viele Kameras eingesetzt werden, das ist kein Beleg für Qualität. Zweitens: Genauso gut kann ich behaupten, dass der Einsatz vieler Kameras und entsprechender Kamerapositionen/-perspektiven diekünstlerische Entscheidung einesRegisseurs ist, der auf dem Gebiet des Konzertfilms erfahren ist.
Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32 Alle Bilder vom Stativ, durchkomponiert, lediglich die vielen Publikumsbilder sind mit der Schulterkamera gemacht worden.
Genau das ist m. E. der Grund, weshalb der Film "starr" wirkt und weshalb kaum Stimmung entsteht. Die Show der Pet Shop Boys ist durch und durch arrangiert, choreografiert, minutiös geplant. Das rein durchkomponierte, mechanisch wirkende abfilmen der Show mit zahlreichen Kameras wirkt einen Großteil des Films diesem schwerwiegenden Element des Konzerts nicht entgegen, sondern verstärkt diesen Eindruck nur: Das ganze wirkt rigide, steril, blutarm. Selbst wenn die Schnittfrequenz mit dem Tempo der Musik harmoniert, wirkt das mitunter befredlich, v. a. genau dann, wenn ohne Grund für den Bruchteil einer Sekunde die Kamera von der Decke herab filmt oder andere für diesen Moment nichtssagende Perspektiven einnimmt. Auch macht es keinerlei Sinn, auf das Publikum zu halten, wenn man dieses ohnehin nicht sieht. Und nein, das verstärkt die Stimmung nicht, wie man es mit Licht und Schatten durchaus in Szene setzen könnte, das ist einfach eine zwar technisch nachvollziehbare Komposition von Einstellungen, die allerdings künstlerisch für den Zuschauer in Teilen keinen Mehrwert besitzt. Was der zum Teil viel zu blassen PSB-Show gut getan hätte, wären Kamerafahrten und Schwenks gewesen, Publikumaufnahmen, die die Leute wirklich beim Feiern zeigen und ein Kameramann in der Menge, der die Stimmung viel besser einfangen kann als eine Kamera vor der Bühne, die Leute einfach nur abfilmt. Summa summarum stimmen Natur des Konzerts und Arrangement der Kameraführung viel zu sehr überein, als dass eine großartige Stimmung evoziert und rübergebracht werden könnte.
Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32 Die Stimmung im Laden kommt gut rüber. Ab und zu sieht man Robo-Cams hinter der Band auf Schienen fahren. Man hat da wirklich nicht gegeizt. Wenn schon, denn schon.
Wenn man hinsichtlich der Ästhetik des Films (und damit schon bei der Anlage, eben wie gefilmt wird, der künstlerischen Komponente also) ebenso wenig gegeizt hätte, würde mir der Konzertfilm auch besser gefallen. Letztlich können auch die PSB nichts dafür, sondern der Regisseur und sein Film. Beispiel: Glastonbury 2010 wurde mit weniger Kameras gefilmt. Die Show, welche auch damals durchkomponiert war, wirkt auf Film viel lebendiger, die Stimmung wurde immens gut eingefangen. Eben, weil es damals längere Einstellungen gab, die das Geschehend in seiner Continuity auch mal top notch dargestellt haben, weil es Schwenks und Fahrten gab, weil es zwar keinen Kameramann in der Menge, dafür aber länger getaktete Aufnahmen vom Publikum gab, in denen dieses in seinen Reaktionen auch wirklich zu sehen war! Und ja: Mir ist bewusst, dass es sich um eine vollkommen andere Örtlichkeit unter ebenso anderen Bedingungen handelte. Glastonbury, schon klar. Da sind zwar erfahrene Kameraleute am Werk, aber geplant wurde die Aufnahme vorher nicht. Trotzdem kommt der Gig da besser rüber als beim ROH-Film. Wieso das so ist, habe ich oben dargelegt.
Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32 Optische Sperenzien wie die Deckenkamera sind toll und setzen das Haus gekonnt in Szene.
Meines Erachtens geht es nicht darum, das Haus gekonnt in Szene zu setzen, sondern ein Konzert gelungen abzufilmen. Sämtliche Kameras, Kamerapositionen, Schnitte und Einstellungen sollten gemeinhin nur darauf fokussiert sein, das Konzert bestmöglich zu konservieren, also zu archivieren. Der Blick von der Decke hinab auf das ROH ist einerseits imposant, klar, gebe ich gerne zu, bringt aber nichts, wenn es um das Filmen des Konzerts geht. Diese Position kehrt im Laufe des Films ein paar Mal wieder, auch an Stellen, wo die Stimmung offenbar gut ist, doch in dieser Position sieht man 'nichts' davon. Was trägt das dann zum Film bei? Right, nichts. Interessant wäre gewesen, die Kamera nicht starr von oben nach unten, sondern herabfilmen zu lassen, entweder mit Zoom oder einer Kamerafahrt (klar, zu aufwendig und teuer), dann auf Schulterhöhe mitten im Publikum auf die Bühne zu wechseln und bspw. an die Bühne heranzufahren, dort wieder die Kamera zu wechseln und seitlich zu schwenken. Das hätte Dynamik ins Spiel gebracht. Stattdessen bekommen wir Unmengen harter, aneinandergereihter Schnitte ohne Leben serviert. Wer's mag.
Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32 Die Mischung zwischen Totalen, Halbtotalen und Closeaufnahmen ist ausgewogen, so dass man ganz dicht dran ist und trotzdem die tolle Lichtshow in Gänze zu sehen bekommt. Der Schnitt ist wohlüberlegt, auf Takt und der Show angemessen schnell.
Du beschreibst das, was ich als klnisch, starr und auch blutleer beschreibe.
Zukunft hat geschrieben: ↑Mo 31. Dez 2018, 18:32 Beim Dreh und im Schnitt wurde besonders Wert darauf gelegt, die Lichtshow nicht nur platt von vorne einzufangen, sondern z.B. die Laserpunkte auf den Balustraden und die Licht-Schatten-Spiele im Publikum zu zeigen.
Ich bin der Meinung, dass in der Filmfassung der Einsatz der Laser auch nicht gerade großartig rüberkommt. Sorry. Das wirkt nicht mehr als Standard. So, wie eine höherwertige Porduktion heutzutage eben aussieht - davon abgesehen, dass das bei den PSB mitunter trotzdem altbacken rüberkommt.